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  • Messezentrum Salzburg

31.01.2024

Die wichtigsten Tipps für die Krähenjagd 

Eine Weidwerk-Kolumne
Wer das erste Mal von der Krähenjagd hört, ist oft erstmal skeptisch. Warum sollte man Krähen jagen? Welcher Aufwand geht mit der Krähenjagd einher und welche Fehler können passieren? In diesem Artikel verrät Weidwerk die wichtigsten Tipps für die Krähenjagd. 

© Canva

Geschichten über die Krähenjagd gibt es zur Genüge. Sie reichen von lehrreich über überraschend. Denn effizientes Bejagen von Krähen ist gar nicht so einfach und man muss tief in die Materie eintauchen. Kann man sich in die Krähe „hineinversetzen“, um diese letztlich erbeuten zu können?

Die Jagd selbst ist denkbar einfach: Lockkrähen kaufen, diese auf einem Feld aufstellen, ein Zelt oder Tarnnetz bereitstellen und sich verstecken (am besten in Tankleidung). Die Flinte bereithalten und warten. Soweit die Theorie! Die Krähenjagd ist aber bei Weitem nicht so einfach!

Für genauere Praxistipps zur Krähenjagd empfehlen wir den Vortrag von Reinhard Bayer auf der Weidwerk-Bühne der „Die Hohe Jagd & Fischerei“ 2024! 

  • Wann: 24. Februar 2024, 11:00 Uhr
  • Wo: Hohe Jagd X Weidwerk-Bühne, Halle 10

Krähenjagd in der Praxis: Ein Beispiel

Reinhard Bayer von Weidwerk hat schon knapp 5.000 Krähen erlegt und dabei viele Erfahrungen gesammelt. Er nimmt uns mit auf einen Jagd-Tag auf Krähen.

Es ist der erste Juli, die Schonzeit (in Niederösterreich vom 1. April bis 30. Juni) liegt hinter Reinhard. Nun holt er endlich wieder seine Flinte aus dem Waffenschrank und bereitet sich vor: Das Krähenequipment wird herausgeholt, die Lockpfeifen getestet, die Tarnutensilien kontrolliert, die Patronen vorbereitet und die Lockkrähen auf Schäden überprüft.

Schon in den vorangegangenen Tagen hat Reinhard die Krähen genau beobachtet. Bei seinen frühmorgendlichen Feldrunden mit dem Auto analysiert er die Flugrouten und die Sitzplätze der Vögel. Diese fliegen im Morgengrauen beinahe immer dieselben Routen, um zu ihren Fressplätzen zu gelangen.

Gleichzeitig beobachtet er den Wind, denn Krähen wählen häufig windabhängige Flugbahnen. Insbesondere wenn sie durch ihr Revier streichen bevorzugen sie Gegenwind, da sie dabei beinahe in der Luft „stehen“ können, um sich einen besseren Überblick über die Umgebung zu verschaffen. Relevant ist dieses Wissen für die Ortswahl des Lockbildes. Dies ist der nächste wichtige Punkt: Wo und wie versteckt man sich am besten? 

Must Haves für die Krähenjagd plus Kostenaufstellung

  • Lockkrähen oder -elstern (etwa 30 Krähen, 3 Elstern): etwa € 3,50/Stück (im Set günstiger)
  • Tarnnetz mit Stangen oder Tarnzelt: etwa € 100,–
  • Tarnbekleidung mit Gesichtsmaske und Hand­schuhen: etwa € 100–120,–
  • Lifthaken: etwa € 4,–
  • Liftstangen (4 Stück): etwa € 70,– (auch Eigenkreationen, in der Regel günstiger, sind möglich)
  • Krähenkarussell: etwa € 45,–
  • Transportsack: etwa € 15,–
  • Sitzgelegenheit je nach Bedarf (auch Getränkekiste)
  • Krähenlocker: etwa € 20–45,–

Planung der Krähenjagd

Die Kunst der Krähenjagd beginnt mit der richtigen Tarnung. Ist ein Platz gefunden, auf dem sich die Krähen in der Früh aufhalten, sollte der Fokus auf naturnaher Deckung liegen, ergänzt durch Tarnzelte und -netze. Ideale Plätze sind in Windschutzgürteln, kleinen Waldungen oder Maisflächen zu finden. Die Nähe zu einem frisch bearbeiteten Feld schafft optimale Bedingungen für den Morgenansitz.

Zwei bis vier Wächterkrähen-Attrappen sollten erhöht, sichtbar und in morschen Bäumen oder höheren Sträuchern platziert werden. Eine Feldanalyse und Windprognose vorab im Internet sind empfehlenswert, um den besten Platz mit optimaler Deckung zu finden. Diese Vorbereitungen erfolgen am besten am Vorabend. An diesem Platz muss unbedingt auf das Schussfeld in Bezug auf mögliche Spaziergänger, Radfahrer, Jogger und dergleichen geachtet werden. Wenn Wege in der Nähe sind, sollte das Lockbild unbedingt in eine andere Richtung aufgebaut werden, um niemanden zu gefährden!

© Martin Grasberger

Reinhard Bayer verrät seine bevorzugte Vorgangsweise: „Ich lade alles bis auf Flinte, Munition und Tarnkleidung aus und beginne mit dem Aufbau des Tarnzelts. Dieses verblende ich zusätzlich mit allen möglichen Schilfteilen, sodass im Zelt nur ein paar kleine Flächen zum Durchschauen frei bleiben.“ Nach oben hin bleibt das Zelt natürlich offen. Den Rucksack mit sämtlichen Kleinteilen (Locker usw.) versteckt er im Zelt unter dem Sack mit den Lockkrähen. In diesem großen Sack finden etwa 35 beflockte Lockkrähen Platz. „In der Früh setze ich dann 15 bis 35 Krähen – es kommt immer auf die örtlichen Gegebenheiten an – in Szene. Grundsätzlich kreiere ich gerne ein ‚friedliches Lockbild‘ (Futterlockbild) und platziere darin in Gebieten, in denen die Elster vorkommt, auch 1 bis 3 Lockelstern.“, so Bayer.

Außerdem kommen die Teleskopstangen, mit denen die Lockvögel auf die Bäume gesetzt werden, in die Deckung. Die Tarnung des Zeltes wird am besten aus ca. 35 Meter Entfernung kontrolliert. Als „Joker“ bei der seiner Krähenjagd hat Reinhard Bayer auch immer seine DD-Hündin Fina dabei. Ihr Einsatz ist oft entscheidend für Erfolg oder Misserfolg. 

Wetter und Wind: Der entscheidende Faktor für den Erfolg

Der optimale Zeitpunkt für die Jagd nach Krähen ist stark vom Wetter abhängig. Weht der Wind am nächsten Morgen plötzlich stärker oder aus einer anderen Richtung muss man häufig Schirm und Lockbild neu ausrichten oder die Krähen wählen doch eine andere Route als vermutet. Idealerweise bietet leicht bewölktes Wetter mit leichtem Wind die besten Bedingungen. Bei starkem Wind können auch Probleme mit dem Lockkrähen und Wächtern auftreten. Wenn diese durch den Wind herunterfallen oder schief am Baum sitzen, werden die Krähen misstrauisch. Daher gilt auch hier das Sprichwort: „Wenn der Wind jagt, bleibt der Jäger zu Hause!"

So erlegt man Krähen richtig

Der Flug von Krähen dauert meist dreißig Minuten. Danach findet eine Flugpause statt. Dies passiert bei Krähenansitzen des Öfteren. Nicht immer sind die „Schimpansen der Lüfte“ unterwegs. Wenn sie ihren Fressplatz gefunden haben, verbleiben oft für eine Weile an diesem Ort. Erst nach einer gewissen Zeit verlassen sie ihn und ziehen in einen anderen Revierteil. Reinhard Bayer konnte bei einer zweieinhalbstündigen Jagd eine beachtliche Strecke von 18 Nebel- und Rabenkrähen legen. „Von der Strecke waren wir mehr als begeistert, weil es bekanntlich immer schwieriger wird, in einem intensiv bejagten Krähenrevier auf passable Strecken zu kommen.“

Krähenjagd und Artenschutz

Die genauen Vorschriften zur Bejagung von Krähen können sich je nach Bundesland unterscheiden. Im Revier Deutsch Haslau, in dem Bayer unterwegs ist, wird die Krähenjagd nach heutigem Verständnis (wie in diesem Artikel beschrieben, mit „freundlichem“ Lockbild) bereits seit 11 Jahren durchgeführt; damals begann HRL-Stellv. Stefan Mayer, sich für die Materie „Krähenjagd“ zu interessieren.

Während im Revier Deutsch Haslau in den Jahren zuvor lediglich bis zu fünfzig Krähenvögel im Jahr erlegt worden waren, steigerten sich die Abschusszahlen ab 2009 auf das Zehnfache und sogar darüber hinaus. Mayer: „Die einzig sinnvolle Methode, Krähen effizient zu bejagen, ist jene, wie wir sie hier in Deutsch Haslau praktizieren. Nur mit perfekter Tarnung, entsprechender Ausrüstung und einer ausgefeilten Taktik kann man diese intelligenten Vögel nachhaltig überlisten.“

© Martin Grasberger

Als Musterrevier des NÖ Jagdverbandes legt man in Deutsch Haslau bereits seit Jahren größten Wert auf eine umfassende Niederwildhege. Zu den Hegemaßnahmen zählen nicht nur die Zurverfügungstellung von ausreichend Äsung oder die Biotoppflege, sondern auch die Regulierung der Beutegreifer, und dazu zählen auch die Krähenvögel. „Von den Krähen geht eine enorme Gefahr für das Niederwild aus“, gibt HRL-Stellv. Mayer zu bedenken.

Jährlich werden bei den Niederwildjagden, der jagdlichen Ernte, die erlegten Feldhasen nicht nur gezählt, sondern auch Geschlecht und Alter („Stroh’sches Zeichen“) eruiert. HRL-Stellv. Stefan Mayer legt großen Wert auf lückenlose Aufzeichnungen, anhand derer man später Rückschlüsse auf Änderungen im Biotop oder anderen Faktoren, wie zum Beispiel die Klimaerwärmung, ziehen kann.

Während bei den Feldhasen nicht sofort eine merkbare Steigerung der Strecke zu bemerken war, kam es beim Fasan ab 2010, also ein Jahr nach Beginn der Krähenjagd nach heutigem Standard, zu einer Verdoppelung der Jahresstrecke.

HRL-Stellv. Stefan Mayer versuchte rasch, Enthusiasten für die Krähenjagd zu finden und wurde in Reinhard Bayer fündig, der die anfänglichen Bemühungen weiterführte und mittlerweile in die „Champions League“ der Krähenjagdszene aufgestiegen ist. Seine Erfahrungen gibt er nicht nur in Kursen des NÖ Jagdverbandes weiter, sondern jährlich auch auf der WEIDWERK-Bühne im Rahmen der „Hohen Jagd & Fischerei“.

Programmtipp: Vortrag zur Krähenjagd mit Reinhard Bayer auf der Hohen Jagd & Fischerei 2024:

  • Wann: 24. Februar 2024, 11:00 Uhr
  • Wo: Hohe Jagd X Weidwerk-Bühne, Halle 10

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